Spiegelbild und schwarzer Spuk
Gesammelte und neue Gedichte
Der Pianist als Dichter: Mit seinen komischen und grotesken Versen baut Alfred Brendel eine luftige Brücke zwischen Sinn und Unsinn. So wird bei ihm Beethoven (der, was auch ziemlich unbekannt ist, ein Neger war) als Mörder von Mozart entlarvt oder die...
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Produktinformationen zu „Spiegelbild und schwarzer Spuk “
Der Pianist als Dichter: Mit seinen komischen und grotesken Versen baut Alfred Brendel eine luftige Brücke zwischen Sinn und Unsinn. So wird bei ihm Beethoven (der, was auch ziemlich unbekannt ist, ein Neger war) als Mörder von Mozart entlarvt oder die bewegende Frage erörtert, was geschah, als Brahms sich in den Finger geschnitten hatte. In Brendels Gedichten - von denen sämtliche in diesem Band versammelt sind - kommt alles und jeder zur Sprache, sogar ein Speckschwein, das am Telefon grunzend seine Lebensgeschichte erzählt.
Klappentext zu „Spiegelbild und schwarzer Spuk “
Der Pianist als Dichter: Mit seinen komischen und grotesken Versen baut Alfred Brendel eine luftige Brücke zwischen Sinn und Unsinn. So wird bei ihm Beethoven (der, was auch ziemlich unbekannt ist, ein Neger war) als Mörder von Mozart entlarvt oder die bewegende Frage erörtert, was geschah, als Brahms sich in den Finger geschnitten hatte. In Brendels Gedichten - von denen sämtliche in diesem Band versammelt sind - kommt alles und jeder zur Sprache, sogar ein Speckschwein, das am Telefon grunzend seine Lebensgeschichte erzählt.
Lese-Probe zu „Spiegelbild und schwarzer Spuk “
Engel und Teufel IIm Paradies angekommen
fragen wir uns
skeptisch bis zum letzten
Was geht hier eigentlich vor
Taube dürfen hier Musik hören
Musiker müssen aufspielen
Stumme haben sprechen gelernt
Redende beginnen zu lallen
Die Lahmen laufen wie die Wiesel
wenn sie nicht in der Luft herumfliegen
Wir Machtlosen
bleiben machtlos
etwas elegisch
geben wir uns damit zufrieden
sehen zu wie Häßliche schön werden
Engel
mit geschwärzten Flügeln
vom Himmel fallen
und die Schlange am Baum
uns entgegenzüngelt
Aus den Schlupflöchern des Himmels kriechen sie
noch leicht benommen
stoßen vogelblind
an Fensterscheiben
umflattern
golden rötlich oder nachtblau
das Klavier
fressen die Fliegen
und betten sich
schön wie Päonien
auf unseren Kissen zur Ruhe
zitternd vor Kälte
mit den Flügeln das Haupt bedeckend
Daß es Teufel
im Grunde gar nicht gibt
hat uns kürzlich
der Leibhaftige selbst verraten
Wir haben dies
betrübt zur Kenntnis genommen
und beschlossen
in Zukunft
uns selbst an die Wand zu malen
[ ... ]
Götter und Monstren
Ode
Großmächtiger Initiator
alter Kriegstreiber
Füllhorn der Güte und des Glücks
Obermonster
Himmelspenis kosmische Gebärmutter
kleinster gemeinsamer Nenner
Auge das alles sieht und nichts wahrnimmt
Du entziehst Dich
glänzt durch Abwesenheit
Music Minus One
Tonart ohne Grundton
Variationen ohne Thema
Salz ohne Suppe
Maul ohne Zunge
Doch fürchte nichts
wir bleiben loyal
blicken auf zu Dir
unserer Schöpfung
als seist Du oben
schmähen nur Dich allein
unser letales Ozonloch
unser persönliches maßgeschneidertes Chaos
das Flattern eines Schmetterlings im Urwald
[ ... ]
Buddhas und Weihnachtsmänner
Der sanfte Buddha
in seinem Fett ruhend
triefend manchmal
bei heißem Wetter
in Zufriedenheit erstarrt
was geschah
daß er plötzlich aufsprang
vor Wut brüllend
hüpfend
auf einem Bein
bevor er zu Boden fiel
aufklatschend
mit seinen tausend heilbringenden Armen rudernd
bis sie sich heillos
... mehr
verfingen
ein Zornknäuel
hilflos auf dem Rücken zappelnd
Die einen wissen was geschah
ein Schlangenbiß in den Fuß
die anderen wissen es besser
auf einer Hornisse
sei ein Gesäß
zum Sitzen gekommen
In Wahrheit
hielt er den Frieden nicht mehr aus
Heiligsein ist anstrengend
Nun liegt er da
und seine Schüler
entfernen den Schaum von seinem Mund
entwirren
voller Entsetzen
seine ineinander verschlungenen Arme
und warten darauf
daß der heilige Zorn verraucht
das Mondgesicht sich glättet
der Göttliche wieder so dasitzt
wie man es von ihm erwarten darf
schweigend
die Hände gefaltet
die Augen halb geschlossen
unverrückbar
ein Zornknäuel
hilflos auf dem Rücken zappelnd
Die einen wissen was geschah
ein Schlangenbiß in den Fuß
die anderen wissen es besser
auf einer Hornisse
sei ein Gesäß
zum Sitzen gekommen
In Wahrheit
hielt er den Frieden nicht mehr aus
Heiligsein ist anstrengend
Nun liegt er da
und seine Schüler
entfernen den Schaum von seinem Mund
entwirren
voller Entsetzen
seine ineinander verschlungenen Arme
und warten darauf
daß der heilige Zorn verraucht
das Mondgesicht sich glättet
der Göttliche wieder so dasitzt
wie man es von ihm erwarten darf
schweigend
die Hände gefaltet
die Augen halb geschlossen
unverrückbar
... weniger
Autoren-Porträt von Alfred Brendel
Alfred Brendel, 1931 in Wiesenberg/Nordmähren geboren, weltweit geschätzter Pianist, gilt als einer der bedeutendsten Interpreten klassisch-romantischer Musik des 20. Jahrhunderts. Als Schriftsteller ist er mit Essays und Gedichten hervorgetreten. Er ist u.a. Ehrendoktor der Universitäten von London, Oxford und Yale und lebt in London. Luis Murschetz, geboren 1936 in Velenje (Wöllan), wuchs in Frohnleiten, Steiermark, auf. Nach dem Grafik- und Designstudium in Graz folgten Lehrjahre in Rotterdam. 1967 erschienen seine ersten politischen Karikaturen in der Süddeutschen Zeitung und seit 1971 in der ZEIT, wo er das Amt des Zeichners von Paul Flora übernahm. Murschetz leitete zwischen 1983 und 1995 wiederholt die Klasse Illustration an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 1997 mit dem Olaf Gulbransson Preis. Murschetz lebt in München. Oskar Pastior, 1927 in Hermannstadt / Rumänien geboren, ging 1969 nach Berlin. Im Jahr 2000 wurde Oskar Pastior mit dem Walter-Hasenclever-Preis und 2006 mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet. Die Werkausgabe bei Hanser wurde 2003 begonnen. Pastior starb 2006.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alfred Brendel
- 2003, 287 Seiten, 16 farbige Abbildungen, Maße: 11,3 x 18,5 cm, Leinen, Deutsch
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446203494
- ISBN-13: 9783446203495
- Erscheinungsdatum: 25.08.2003
Rezension zu „Spiegelbild und schwarzer Spuk “
"Kaustischer Witz, Spukbilder der Albernheit: Die Gedichte des Pianisten Alfred Brendel." Andreas Dorschel, Süddeutsche Zeitung, 15.01.04"Sprach-Capriccios in einer perfekt scheinlogischen Lakonik." Gerhard. R. Koch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.01.04
"Der Autodidakt zündet ein Feuerwerk an skurrilen Absonderlichkeiten, denen eines gemeinsam ist: Sie treffen immer ins Schwarze." Hilmar Bahr, Frankfurter Neue Presse, 05.02.04
"Kein Zweifel, der Pianist Brendel hat nicht nur Töne, sondern auch Sprache und vor allem Humor. Manchmal beisst dieser hinterlistig, wie Emil, wenn er hungrig die Zähne ins Dichtermark schlägt. Manchmal lächelt er auch nur verschlagen engelhaft und teuflisch." Der Bund, 17.04.04
Pressezitat
"Kaustischer Witz, Spukbilder der Albernheit: Die Gedichte des Pianisten Alfred Brendel." Andreas Dorschel, Süddeutsche Zeitung, 15.01.04"Sprach-Capriccios in einer perfekt scheinlogischen Lakonik." Gerhard. R. Koch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.01.04
"Der Autodidakt zündet ein Feuerwerk an skurrilen Absonderlichkeiten, denen eines gemeinsam ist: Sie treffen immer ins Schwarze." Hilmar Bahr, Frankfurter Neue Presse, 05.02.04
"Kein Zweifel, der Pianist Brendel hat nicht nur Töne, sondern auch Sprache und vor allem Humor. Manchmal beisst dieser hinterlistig, wie Emil, wenn er hungrig die Zähne ins Dichtermark schlägt. Manchmal lächelt er auch nur verschlagen engelhaft und teuflisch." Der Bund, 17.04.04
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